Elektroautos sind aus Sicht des Gesetzgebers, der privaten Versicherungswirtschaft, der Kantonalen Gebäudeversicherungen und der kommunalen Baubehörden kein zusätzliches Brandrisiko, das gesondert behandelt werden muss. Ignorieren diese Institutionen einfach die Gefahr, die von Strom, Technik und Akku ausgehen? Ganz klar: Nein.
Fangen wir mit dem Worst-Case Szenario an: Ähnlich wie bei Benzin, das sich bei Temperaturen knapp über 200°C selbst entzündet, besteht bei Lithium-Ionen-Batterien die Gefahr, dass sie anfangen zu brennen. Anders als bei einem Benzinbrand, der Sauerstoff aus der Luft braucht, setzt eine solche Batterie ab 200°C Sauerstoff aus Oxidverbindungen frei und brennt auch ohne Luftzufuhr. Daher ist das Ziel der Feuerwehr eine Lithium-Ionen-Batterie immer mit viel Wasser zu kühlen, dann entsteht kein neuer Sauerstoff, der Brand breitet sich nicht aus und das Feuer erlischt.
Aber wie gefährlich ist der Strom bei einem Elektroauto? Gleichspannung oder Gleichstrom (englisch Direct Current, abgekürzt DC) bis 1500 Volt ist sogenannte Niederspannung. Diese Niederspannung darf von Feuerwehrleuten mit Sprühstrahl mit einem Meter Mindestabstand gelöscht werden. Bei Vollstrahl sind fünf Meter Mindestabstand einzuhalten. Genau gleich, wie beim Brand von Photovoltaikanlagen, wo die Feuerwehren schon jahrelange Erfahrungen haben. Lithium-Ionen-Batterien wie sie in Solar-Heimspeichern und Elektroautos vorkommen, sind ebenfalls unter weniger als 1500 Volt Gleichspannung und können auch mit den gleichen Sicherheitsvorkehrungen von der Feuerwehr behandelt werden. (Link zu Electrosuisse Bulletin über Schutz und Rettung Zürich) Um die Verwirrung bei der Namensgebung für den Laien zu maximieren, spricht die Autoindustrie bei Elektroautobatterien von Hochvoltsystemen um den Unterschied zur normalen 24 Volt Autobatterie darzustellen. Natürlich müssen nun auch die Mitarbeiter in Garagen, Werkstätten und Pannendiensten ausgebildet werden, wie mit Elektrofahrzeugen umzugehen ist. Die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit hat dafür eine umfassende Informationsbroschüre herausgegeben (Link).
Auch wenn es nicht direkt zum Akkubrand kommt, ist es wichtig, dass man die richtigen Kabel und Steckdosen für den Ladevorgang nutzt. Ein zu hoher Ladestrom in unüberprüften Leitungen kann zu langfristigen Schäden in der Installation bis hin zu Kabelbränden führen. Jeder Elektriker kann und sollte erst überprüfen, ob die Hausinstallation dafür geeignet ist.
Elektroautos und Heimspeicher für Solaranlagen unterliegen sehr strengen Normen und Zulassungsverfahren, damit die Sicherheit auch im Unglücksfall gewährleistet ist. Gefährliche Brände entstanden häufig mit selbstgebastelten oder fehlerhaften Geräten. Folgende Beispiele zeigen einerseits welche Gefahren vom unsachgemässen Umgang mit Lithium-Ionen-Akkus ausgehen, andererseits bieten Serienfahrzeuge renomierter Elektroautomobilhersteller eben genau Sicherheit davor:
- Brand der Fähre «Pearl of Scandinavia» (Link zum Bericht): Selbstgebautes Elektroautos sind nicht vergleichbar mit zugelassenen Serienfahrzeugen. «The cause of the fire was an electric car that was being charged during the voyage». Wenn man den ganzen Bericht liest, wird auf Seite 7, Kapitel 7.5 The electric car, klar: «The car was originally a conventional Nissan Qushai with a combustion engine, but had been rebuilt by the owner to be powered by electricity.[…] The owner of the car had manufactured an electrical cord on his own in order to be able to charge the car batteries in Norway. This cable was used when charging the batteries on board PEARL OF SCANDINAVIA.»
- Brand in Lupfing (Link zum Zeitungsbericht): Modellflugzeugakku explodiert. Elektroautoakkuzellen werden vom Boardcomputer kontrolliert, sobald etwas ausserhalb der Sicherheitstoleranzen liegt, schlägt das Auto Alarm oder schaltet die Zellen spannungsfrei.
- Brand in Niederönz (Link zum Polizeibericht): Als Brandursache steht ein technischer Defekt im Vordergrund. So überhitzte nach ersten Erkenntnissen der Akku eines Elektro-Rollers während des Ladevorgangs. Elektroautoakkus hingegen werden pro Zelle überwacht und müssen sich abschalten – auch im Falle eines einfachen technischen Defekts. Der Roller brannte komplett aus.
Wichtig ist:
- nur Ladepunkte für das Elektroauto verwenden, die vom Fachmann geprüft wurden
- bei Verdacht auf Fehler, bereits einfachen Unfällen oder Problemen zur Fachwerkstatt für das Hochvoltsystem
- im schlimmsten Fall, in Sicherheit bringen und die Feuerwehr über 118 alarmieren